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Organisations- und Vertriebsdirektoren
  • 1973–1976: Werner Kunkler
  • 1976–1987: Hagen Ulrich Hahn
  • 1987–1990: Herbert Rothfuß[1]
  • 1990–1994: Hartmut Paul
  • 1994–1996: Willi Uszko[1]
  • 1997–1998: Dietmar Schott[1]
  • 1999–2007: Kai Lange
  • Juli 2007 - 30. September 2012: Ludger Griese [2]

ERGO Pro ist eine Vertriebsorganisation der ERGO Beratung und Vertrieb AG, die wiederum zur ERGO Versicherungsgruppe AG gehört.

Name und Geschichte

Datei:Hmi logo.jpg

Logo der HMI-Organisation bis 26. Januar 2012[3]

ERGO Pro wurde 1973 als HMI-Organisation (HMI) gegründet und vertrieb zunächst ausschließlich fondsgebundene Lebensversicherungen als Kapitalanlage und Steuersparmodell. Erster Direktor der HMI wurde am 22. März 1973 Werner Kunkler. Seit 1975 wird die Buchstabenkombination HMI in der Öffentlichkeit unterschiedlich, als Hamburg-Mannheimer Invest(ment) oder als Hamburg-Mannheimer International rezipiert. 1984 wird der Agenturvertrieb gegründet, um Neukunden besser betreuen zu können. Seit dem 1. Juli 2010 steht HMI nur noch als eigenständiges Markenzeichen und Vertriebsorganisation der ERGO-Versicherungsgruppe.

Zum 27. Januar 2012 wurde der Name auf Ergo Pro (offiziell ERGO Pro) geändert.[4]

Gliederung

Die ERGO Pro ist aufgeteilt in zwei Bereiche:

  • Strukturvertrieb
  • Agenturvertrieb

Alle Vertriebspartner der ERGO Pro sind ausschließlich selbstständige Handelsvertreter nach Vorlage:§ HGB. Agenturen der ERGO Pro trugen früher die Marke HM an ihren Büros, heute tragen Sie die Marke ERGO.

Der ERGO Pro-Strukturvertrieb konzentriert sich auf die Gewinnung von Neukunden und Unternehmern. Der Schwerpunkt des ERGO Pro-Agenturvertriebes bildet die Betreuung von Neu- und Bestandskunden.

Strategie

Strukturvertrieb / Multi-Level-Marketing

Die Vermittlungsleistung erbringt der ERGO Pro-Vertreter innerhalb eines sog. Strukturvertriebes, d. h. er wird nur anteilig an der erwirtschafteten Provision vergütet. Ein ERGO Pro-Einsteiger erhält demnach für seine Vermittlungen etwa ein Viertel der Vermittlungsprovision. Den überwiegenden Anteil der Vergütung verteilt die Organisation an Vertreter oberhalb der Karrierestufe des Vermittlers für Bürokosten, Aus- und Fortbildung sowie Motivationsarbeit nach einem genau festgelegtem Karriereplan. Diese, für das Netzwerk-Marketing typische Organisationsform sind bei der ERGO Pro in insgesamt sechs Stufen wie folgt organisiert:[5]

  • Stufe 1 — Repräsentant (REP)
  • Stufe 2 — Leitender Repräsentant (LREP)
  • Stufe 3 — Hauptrepräsentant (HREP)
  • Stufe 4 — Chefrepräsentant (CREP)
  • Stufe 5 — Direktionsrepräsentant der Stufe 5 (DREP)
  • Stufe 6 — Direktionsrepräsentant der Stufe 6 (DREP)
  • Stufe 6 — Senatorenrepräsentant der Stufe 6 (CREP)
Stufe / Position Min. Einheiten Prov. Eigenumsatz vom Untervertreter
6 / Direktions-Rep. 50.000 23,00 € 2,30 €
5 / Direktions-Rep. 20.000 20,70 € 2,70 €
4 / Chef Rep. 7.000 18,00 € 4,00 €
3 / Haupt Rep. Vorlage:02.700 14,00 € 4,50 €
2 / Leitender Rep. Vorlage:01.000, Vorlage:09,50 € 4,50 €
1 / Repräsentant Zertifizierung Vorlage:05,00 € 3,00 € Boni. 4,00 €

Quelle: Interne HMI-Informationen 2006.

Eine Einheit ergibt sich aus dem Quotient aus Beitrag x Laufzeit : Tarifabhängiger Faktor. Ein Faustfaktor zur Berechnung der Einheiten ist 800.

So erhält zum Beispiel ein Vermittler der Stufe 3 für einen eigenvermittelten Vertrag mit 30.000 € Einzahlsumme ungefähr 789,99 €. Der Vermittler trägt bei Lebensversicherungen das Risiko einer fünfjährigen Stornohaftungszeit: Kündigt der Kunde oder stellt er seinen Lebensversicherungsvertrag innerhalb dieser Zeit beitragsfrei, so muss der Vermittler seine Provision anteilig zurückzahlen. Über den Direktionsrepräsentanten der Stufe 6 steht ein Senator, dessen Ernennung erfolgt ausschließlich durch den ERGO Pro-Vorstand. Ein Senator verdient an seinen Direktionsrepräsentanten der Stufe 6 auch einen gewissen Betrag; Detailangaben hierzu sind nicht öffentlich zugänglich.

Informationen zu den Geschäftspraktiken

Recruiting

Die Vermittler der ERGO Pro sind ausschließlich selbständige Einfirmenvertreter ohne Abschlussvollmacht im Sinne des Handelsvertreterrechts (Vorlage:§ bis Vorlage:§ HGB). Die, wie die kaufmännisch korrekte Bezeichnung lautet, Aufforderungen zur Abgabe eines Angebotes (Versicherungsanträge) der potentiellen Kunden werden vom Vermittler der ERGO Pro angeboten. Dieser gibt sie der ERGO weiter, wo in der Regel der Versicherungsschein für den Kunden und damit die Leistungszusage ausgestellt wird.

Demgegenüber warb das Unternehmen früher im Mitarbeiter-Recruting öffentlich mit dem Franchising-Begriff, welcher dem potentiellen Mitarbeiter eine Unabhängigkeit im Kundengeschäft suggerierte, die ein Einfirmenvertreter ohne Abschlussvollmacht nicht vollständig hat.

Dieser Franchisebegriff steht in Fachkreisen für die selbständige Übernahme eines Geschäftskonzeptes zur Handlung im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Die ERGO Pro-Vermittler verpflichten sich jedoch, ausschließlich Produkte der ERGO-Gruppe im Namen des Versicherers zur Vermittlung anzuwerben. Allerdings wird den Vermittlern inzwischen die Möglichkeit gegeben, auch Produkte anderer Gesellschaften über die KOOP-Gesellschaft anzubieten.

Seit Juli 2010 wirbt Fußballtrainer Jürgen Klopp als Botschafter für die HMI-Organisation und soll in diesem Zusammenhang auch die Rekrutierung neuer HMI-Vertreter unterstützen. Einige Tage nach Bekanntwerden der Wettbewerbsreise nach Budapest ruht dieser Vertrag.[6]

Fachkompetenz

Gemäß der EU-Richtlinie 2002/92/EG über Versicherungsvermittlung und der Beschlussempfehlung zum Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie (9. Ausschuss) zur Neuregelung des Versicherungsvermittlerrechts vom 25. Oktober 2006[7] wurde ab dem 22. Mai 2007 vorgeschrieben, dass Versicherungsvermittler eine geeignete Sachkundeprüfung zum Angebot derartiger Leistungen nachweisen.

Die Aus- und Fortbildung, vor allem neuer Mitarbeiter der ERGO Pro, liegt hauptsächlich in den Händen der überstellten Vermittler und Strukturleiter. Es werden auch überregionale Ausbildungsblöcke geboten, an denen jeder neue Vermittler teilnehmen muss, um seine Sachkundeprüfung ablegen zu können. Für diese Grundausbildung hat der neue Mitarbeiter max. 6 Monate Zeit. Sollte nach Ablauf dieser Zeit die Prüfung nicht bestanden sein, wird der Mitarbeitervertrag aufgehoben. Nach der Sachkundeprüfung folgt eine weitere interne und zeitgleich eine externe Ausbildung. Zudem sind Mitarbeiter verpflichtet jeweils in Zeiträumen von 5 Jahren eine bestimmte Anzahl von Weiterbildungsseminaren zur Förderung von Fachwissen, Führungskompetenz und Compliance-Richtlinienen zu besuchen.


Auszug aus den Seminarreihen:

  • Verkaufsförderungsseminar
  • Rekrutierungsseminar
  • Führungsseminare
  • FdM-Ausbildung („Führen durch Motivation“ in Zusammenarbeit mit Hugo M. Kehr[8])

Haftung

Ein Versicherungsvertreter ist Geschäftsbesorger der Versicherung und steht damit auch haftungs- und vertragsrechtlich auf der Seite der Versicherung. Fehler des Versicherungsagenten werden damit aufgrund der sogenannten Auge-und-Ohr-Doktrin dem Versicherungsunternehmen und nicht dem Vermittler zugerechnet (Vorlage:§ BGB), wodurch der Vermittler, anders als ein Makler, auch juristisch keine eigene Berufshaftpflichtversicherung (Vermögensschadenhaftpflichtversicherung) benötigt. Der Gesetzgeber ging bis 2006 davon aus, dass die Nähe des Vermittlers zum Versicherer eine hinreichende Qualifikation sichere. Seit 2007 dürfen HMI-Mitarbeiter nur nach erfolgreicher Prüfung und Zertifizierung der IHK, sowie Nachweis einer Beraterhaftpflichtversicherung für Vermögensschäden in unbegrenzter Höhe einer beratenden Tätigkeit nachgehen.

International

ERGO Pro strebt eine Ausweitung im Ausland an. Seit April 2009 ist die ERGO Pro ebenso in Italien vertreten, wie bereits seit längerem in weiteren Ländern, u. a. Belgien, Österreich, Polen, Tschechien.

Kritik

ERGO Pro-Vertreter erwirtschaften je nach Karrierestufe zum Teil eine direkte Provision entsprechend den Abschlusssummen der von ihm vermittelten Verträge. Gleichzeitig werden sie sehr deutlich auf die Verdienstmöglichkeiten durch Untervertreter hingewiesen, da auch in der ERGO Pro die Vertriebspartner neue Partner anwerben sollten um an deren Umsatz prozentual beteiligt zu werden. Mitarbeiter in höheren Vertriebsstufen erhalten anteilige Provisionen der Umsätze untergeordneter Verkäufer. Im April 2015 äußerte sich Vertriebswegemanager Andreas Lang zum Thema der realistischen Einkommenschancen im Strukturvertrieb als solchem und bei der Ergo Pro(http://www.cash-online.de/versicherungen/2015/strukturvertrieb-2/246409).

Da die Vermittler der ERGO Pro in der Regel als Quereinsteiger keine gelernten Versicherungskaufleute sind und Deutschland als einziges Land der EU die Vermittlung von Versicherungen bis 2007 ohne jeden Qualifikationsnachweis gestattete, wurden in den über 30 Jahren bis zum Inkrafttreten der aktuellen Verordnung ERGO Pro-intern entsprechend auch keine solchen Nachweise von ERGO Pro-Vermittlern verlangt. Erst nach längerer Mitarbeit wurde ein entsprechender Abschluss als Versicherungsfachmann BWV/IHK intern angeboten. Dies trifft allerdings auch auf viele andere Versicherungsgesellschaften und Vertriebssysteme zu.

Sex-Party-Affären

Im Mai 2011 wurde bekannt, dass die HMI, wie die Ergo Pro früher hieß, 2007 die 100 besten Vertriebsmitarbeiter sowie hohe Manager des Unternehmens als Incentive zu einer Sex-Party nach Budapest eingeladen hatte. Die Versicherung engagierte sowohl Hostessen als auch Prostituierte und kennzeichnete die Frauen mit unterschiedlichen Armbändchen. Als erstes berichtete das Handelsblatt darüber.[9][10][11] Die Meldung stieß in der Öffentlichkeit auf große Beachtung, vor allem aufgrund des unglücklichen zeitlichen Zusammenhangs mit der genannten Versicherungskampagne. Ergo gab an, man habe den Teilnehmern mitgeteilt, sie müssten die Reise als geldwerten Vorteil in Höhe von 3.046 Euro in ihren Steuererklärungen angeben.[12]

Wegen des Skandals ließ Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund, seinen Werbepartner-Vertrag mit der Versicherung ruhen. Er hatte Motivationsvorträge für Ergo gehalten.[13]

Ende Mai gab Ergo bekannt,[14] Kosten der Sex-Party in Höhe von 83.000 Euro seien steuerlich als Betriebsausgaben (sie vermindern Gewinn und Steuerlast) geltend gemacht worden. Es sei „eine normale Veranstaltung“ gewesen, die Kosten dementsprechend als Betriebsausgaben abgesetzt worden. Ein Ergo-Sprecher sagte: „Nach unseren bisherigen Prüfungen war das steuerrechtlich in Ordnung. Wir prüfen jedoch weiter, ob man eine andere Beurteilung vornehmen kann und wie wir die Angelegenheit bereinigen können.“[15][16] Tatsächlich hatte die Sex-Party 333.039,90 Euro gekostet, die einschließlich der darin enthaltenen 40.000–50.000 Euro für Zuhälter und Prostituierte von Ergo als Betriebsabgaben abgesetzt worden waren.[17]

Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass nach Zeugenaussagen bereits in den 70er Jahren im Rahmen von Führungsseminaren der HMI am Zürichsee Prostituierte engagiert wurden. Die Kosten seien über die Position Helikopterrundflüge abgerechnet worden.[18]

2013 veröffentlichte ein Teilnehmer der o.g. Budapestreise und langjähriger Handelsvertreter für die ERGO Pro (ein so genannter Direktionsrepräsentant s.o.) - Francisco Moraga - unter dem Titel Einfach nur die Wahrheit eine Erlebnißbeschreibung über seine 20 jährige Karriere in der Organisation [19] [20] Laut Moraga spendierte die Orga-Leitung auf einer Sause hochrangiger Vertriebler 5.000 Euro für einen kollektiven Bordellbesuch.[21] Ebenso behauptet Moraga, daß die Vertriebsleitung 2010 zur Motivation der Führungskräfte der Struktur Moraga ab Stufe 4 einen Bordellbesuch auf Kosten der Ergo angeboten habe. Stattdessen habe man sich einen Trip nach Jamaika in das Swingerclub-Hotel Hedonism-II für 25.000 Euro von dem zuständigen Vorstandsmitglied genehmigen lassen.[22] Moraga berichtet, daß - als aufgrund einer Konzernrevision die Struktur Moraga mit den 25.000 Euro rückbelastet wurde - das damals für den Vertrieb zuständige Vorstandsmitglied den Strukturleiter (also Moraga) mit 12.500 Euro in bar entschädigt habe, über deren Herkunft Ergo nichts zu wissen behauptet habe.[23][24]

Literatur

  • Francisco Moraga: Einfach nur die Wahrheit: Sex, Party & Versicherung; ein erfolgreicher Ego-Trip. Mühlheim/Main 2013, ISBN 978-3-00-042244-7

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 zugleich Vorstandsmitglied der Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG
  2. Presseinformation
  3. Markenregister HMI
  4. Markenregister ERGO Pro
  5. Stiftung Warentest: Schaubild zur Stufenorganisation
  6. Handelsblatt – Jürgen Kopp sagt Tschüss Herr Kaiser
  7. Bundestagsdrucksache Nr. 16/3162
  8. [1]
  9. 18. Mai 2011
  10. spiegel.de: Die etwas andere Versicherung
  11. Versicherung lud Vertreter zu Sex-Party
  12. In dem Spiegel-Artikel heißt es „die Teilnehmer versteuerten exakt 3046 Euro als geldwerten Vorteil“ – ob das wirklich alle taten, ist nicht belegt.
  13. spiegel.de: 24. Mai 2011
  14. ergo.com
  15. sueddeutsche.de: Betriebsausgaben in Budapest
  16. Vorlage:Cite web
  17. Fachbericht der Konzernrevision zur Prüfung HMI-Wettbewerbsreise Budapest 2007, S. 26, 28 und 37
  18. Stern.de: Orgie mit 20 Prostituierten und Stehgeiger
  19. Vorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatLustreise der Hamburg-Mannheimer: Ex-Mitarbeiter will Buch über Sex-Orgien herausgeben. In: Focus Online. 21. Juni 2013, abgerufen am 11. Juli 2015.
  20. Lustreise-Atlas der Ergo-Vertreter – Hier ließen sich die Top-Leute verwöhnen. bild.de, 30. August 2012, abgerufen am 9. April 2015.
  21. Moraga, Einfach nur die Wahrheit, S. 115
  22. Moraga, Einfach nur die Wahrheit, S. 177 und S. 239
  23. Moraga, Einfach nur die Wahrheit, S. 239 und S. 244/45
  24. Antwort auf der Hauptversammlung der Konzernobergesellschaft Munich RE AG am 24. April 2013

Weblinks

Vorlage:Rechtshinweis

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